Welche Freude, einen Film zu sehen, der Geschichte nicht verfälscht und die handelnden Personen weder heroisiert noch verteufelt! Vom Leben der Salonière Rahel Varnhagen von Emse, geb. Levin (1771-1833) wird hauptsächlich die Zeit des ersten Salons in Berlin behandelt, den die Tochter eines jüdischen Kaufmanns vor 1812 betrieb. Er wurde standesübergreifend zum Treffpunkt ...
der damaligen preussischen Intelligenz und trug damit zur Verbreitung und Popularisierung der fortschrittlichsten Ideen der Zeit entscheidend bei.
Die Filmemacher bedienten sich der Korrespondenz der Rahel mit zeitgenössischen Wissenschaftlern, Künstlern, mit Bürgerlichen und Mitgliedern des Adels, die ihr späterer Ehemann Karl August Varnhagen von Emse nach ihrem Tode als ein Buch des Andenkens für ihre Freunde herausgab. Das verleiht dem Film Authentizität. Die wohltuend unaufdringlich aktualisierenden Kommentare (u.a. des Direktors des jüdischen Museums in Berlin) dienen als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die KommentatorInnen gebärden sich nicht als Richter über die historischen Persönlichkeiten, sondern befördern durch sachliche Erläuterung der historischen Situation Verständnis und Respekt für deren Motive und vor allem für ihre Leistungen. Weil für alle am Film Beteiligten die Bemühungen Rahel Levins und der übrigen Salonièren zu Beginn des 19. Jahrhunderts, soziale und kulturelle Schranken zu überwinden, einen wichtigen kulturellen Fortschritt darstellen, weil sie mit einem historischen Standpunkt an das Thema herangingen und es nicht an aktuell politische Interessen anpassten, entstand ein Portrait dieser interessanten Frau, das ihr und ihrer Zeit gerecht wurde und zugleich einsichtig und unterhaltsam war.