Sonntag, 3. Oktober 2010

Nur eine Deutungshoheit für DDR-Geschichte?

Im Magazinteil einer im Osten viel gelesenen Tageszeitung werden am 2./3.Oktober 2010 Wendegeschichten über 20 scheinbar wahllos ausgewählte Personen aus Ost und West erzählt, die deutlich machen, dass all diese Menschen durch die Wende und die deutsche Einheit endlich die Freiheit hatten, „in einer alten Heimat oder in einer neuen, vor allem aber bei sich selbst anzukommen“. Die Autorin erklärt in ihrem Vorspann, dass ...

es trotz aller Unterschiedlichkeiten (nicht alles seien Erfolgsgeschichten) vor allem Geschichten von Menschen sind, die nicht resignieren, die Neues versuchen, die sich auf Abenteuer einlassen, die sich engagieren und aus den Brüchen in ihrer Biografie Kraft und Selbstbewusstsein schöpfen. Natürlich wurde vor allem das Leben im Osten durchgeschüttelt, aber auch viele aus den alten Bundesländern haben sich auf eine neue Stadt, einen neuen Job und eine völlig neue Existenz eingelassen.

Die Ostdeutschen und speziell die jüngeren ostdeutschen Frauen sind nicht nur „durchgeschüttelt“ worden, sondern haben zehntausendfach ihre Existenzgrundlage, oft auch ihre Wohnungen („Rückgabe vor Entschädigung“) verloren und nur etwa ein Drittel fand gleichwertige Lebensgrundlagen bzw. verbesserte sich sogar. Wie kam es, dass diese Menschen sich so gut und schnell anpassten, eine solche Integrationsleistung erbrachten, so schnell, so viel Neues zu lernen bereit und fähig waren? Dass nur eine Minderheit sozial und politisch verkam, meist aus den Kreisen, die zu integrieren auch die „Erziehungsdiktatur DDR“ nicht geschafft hatte. Kann diese Leistung wirklich ohne die Vorleistung der DDR- Sozialisierung erbracht worden sein?