Donnerstag, 2. Dezember 2010

Hanna ist tot

Bis weit über ihre körperlichen Grenzen hinaus ist Hanna gegangen in der letzten Etappe ihres Lebens, dem "sechsten Leben" in ihrer Zeitrechnung. Sogar der Herausforderung einer mehrstündigen Herzoperation hat sie sich noch gestellt vor drei Tagen, damit sie hinterher - von drei Bypässen unterstützt - ihr letztes Buch "Generation Aufbruch" hätte fertigstellen können; doch es blieb bei den sechs Leben - und Hanna hat sie wahrlich "erfüllt und aktiv zu Ende gebracht", genau so, wie sie es sich auf der letzten Seite ihrer Autobiographie "Die Überleberin" gewünscht hat.

Liebe Hanna, wir sind alle unsagbar traurig, Dich nicht mehr leibhaftig bei uns zu haben. Doch mit Deiner ganz besonderen Art, dieser Mischung aus Neugier und Unbeugsamkeit, Offenheit und Dickschädeligkeit, Großherzigkeit gegenüber anderen und Unbarmherzigkeit gegen Dich selbst, dazu Dein trockener englischer Humor, der Dich durch alle schweren Zeiten hindurch immer zuerst auch über Dich selbst lachen lassen konnte, ... mit alledem und noch viel mehr lebst Du unvergesslich in unserer Erinnerung fort.

Dazu verdanken wir Deinem hohen physischen und mentalen Anspruch an Dich selbst ein reiches schriftliches Vermächtnis, kundig, lebendig und detailliert.

Deiner Nachwelt Deine Erfahrungen, Gedanken und Überzeugungen weiterzugeben, hat Dich jeden Tag aufs Neue dazu angestachelt, Dich mit äußerster Disziplin an den Computer zu setzen und Geschichte zu schreiben: Deine eigene, die Deines vor vier Jahren verstorbenen Mannes Manfred, ja die einer ganzen Generation.

Du hast eine große Familie aufgebaut, inklusive vieler vierbeiniger Mitglieder, und noch Deine Urenkelkinder im Arm gehalten. Du hast "alles an Lust und Freude erlebt, das einer Frau zuteil werden kann", wie Du in der "Überleberin" schreibst. Auch alles an Schmerz und Leid.

Mehr geht wahrlich nicht in 88 Jahren. Jetzt darfst Du, endlich wieder mit Manfred vereint, mit Fug und Recht friedlich ruhen.

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